Engel in Uniform

Feuerwehreinsatz der besonderen Art

Mindestens einmal im Jahr ist alles anders in der Stephanskirche in Gartz. Dann ist die Statue des heiligen St. Florian, die auch sonst ihren festen Platz hat, in den Mittelpunkt des Altarbereiches gerückt. Dann schmücken neben Blumen und Kerzen Feuerwehrgerätschaften und glänzende Helme den Raum, trägt ein großer Teil der Gottesdienstbesucher Festtagsuniformen. Dann hält der Vorsitzende des Uckermärkischen Feuerwehrverbandes eine Rede mit so viel Tiefgang, dass der Pfarrer kurzerhand auf seine Predigt verzichtet, „weil alles gesagt ist“. So geschehen am Sonntag als Hauptbrandmeister Uwe Salzwedel zur achten Floriansmesse eingeladen hatte.

Retten, Löschen, Bergen, Schützen – so definieren sich die Kernaufgaben einer Feuerwehr. Dabei reicht das Einsatzgebiet von der verirrten Katze auf dem zu hohen Baum, Abwendung von Gefahren für Sachwerte, Beseitigung von Gefahrenquellen bis hin zur schwersten aller vorstellbaren Tätigkeiten, der Bergung von Menschen aus brennenden Häusern oder verunfallten Kraftfahrzeugen. Bei bisher fast 30 Einsätzen des Gartzer Löschzuges allein in diesem Jahr wurden die Helfer häufig zum „rettenden Engel“. Dass dabei auch ein Feuerwehrmann, eine Feuerwehrfrau oft einen Schutzengel benötigt, zeigt die Tragödie auf der A2 Anfang September, als zwei Feuerwehrleute bei der Ausübung ihres Dienstes ums Leben kamen. Doch nicht nur mit Leib und Leben bringen sich die Kameraden ein, auch die Psyche muss dramatische Bilder und Erfahrungen verarbeiten und die Seele Kraft tanken. Deshalb ist es gute Tradition, dass sich die Schützlinge des Heiligen St. Florian, Dank der Initiative von Zugführer Uwe Salzwedel, unter den göttlichen Segen stellen, den ihnen traditionell Pfarrer Warnkross zuspricht. Die 20-jährige Oberfeuerwehrfrau Maria Salzwedel verlas an gewohnter Stelle die Legende vom Schutzpatron bevor Verbandsvorsitzende Lutz Timm in bewegenden Worten über die Bedeutung des Leitspruches der Feuerwehr „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“ in der täglichen Arbeit nachdachte. Dem spontanen Rollenwechsel folgend übernahm Pastor Warnkross den kritischen Blick auf die Probleme des himmlischen „Bodenpersonals“ angesichts schwindender Mitgliederzahlen und hatte dabei die Parallelen zu leerer werdenden Kirchenbänken vor Augen. Guter Anlass sich zu fragen, wer künftig ausrückt, den Nachwuchs fördert oder sich selber weiterbildet, die Geräte wartet und den Ernstfall übt, während sich der Nachbar nochmal im Bett umdreht, vor der Tagesschau sitzt oder den Grill anheizt. Grund genug in alle Richtungen Danke zu sagen, „dass Feuerflammen nicht allzusammen mit unsern Häusern unversehns gefressen“, wie es schon Paul Gerhardt im Eingangslied des Gottesdienstes zu sagen wusste.

Im jährlichen Gedenken der verstorbenen Kameraden machte besonders der plötzliche Abschied von Hans-Joachim „Achim“ Reinke betroffen. Sein gewohnter Anblick als Fahnenträger fehlte in dieser Floriansmesse…

Nach der geistlichen Stärkung folgte auch diesmal die leibliche Stärkung bei Bockwurst, Kaffee und Kuchenbüffet. Gott sei Dank blieb der Notruf aus.